O, wie lieblich sind die Wirkungen des Regens auf schmachtende Pflanzen, indem sie grün und schön, lebendig und stark, duftend und wonnig werden! So sind die Wirkungen der Einflüsse Christi den dürren Seelen, indem sie erleuchtet und belebt, befestigt und gekräftigt, verklärt und verschönt werden.
Ralph Robinson – Christus der Bergungsort
Gottes Kinder erfahren oft, dass die Stätten ihres Schutzes Stätten des Verderbens sind. Wenn nun alle Plätze täuschen, Christus täuscht uns nicht. Sieh‘, wie es David erging: Ps. 142,4.5. „Aber als Ziklag als Zufluchtsstätte verloren war, so war doch der Heiland nicht verloren; er stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.“ (1 Sam. 30,6.) Es ist eine mächtige Ermutigung für Gläubige, dass Christus ein Bergungsort ist.
1. Er ist ein sicherer und starker Bergungsort (Jes. 33,16); Christus ist ein Felsen, und wer in Christo ist, ist in einer Felsenfestung.
2. Er ist ein großer Bergungsort; in Ihm ist Raum genug für seine Erwählten.
3. Er ist ein Bergungsort sowohl für die Seele wie für den Leib.
4. Er hat es unternommen, uns zu verbergen; Gott hat alle seine Erwählten Christo anvertraut, damit Er sie verberge.
James Large – Aus Zeiten der Verfolgung
Zur Zeit der Verfolgung hatte sich in Nithsdale im Hause eines Hirten eine kleine Anzahl versammelt, um sich vom Prediger Peden das Wort Gottes erklären zu lassen. Während des Gottesdienstes ließ sich das Blöken eines Schafes vernehmen. Das Geräusch störte die kleine Versammlung, und der Hirte sah sich genötigt, hinauszugehen, um das Schaf wegzutreiben. Als er draußen war und seine Augen aufhob, sah er in der Entfernung berittene Soldaten, die auf das Dorf zugesprengt kamen. Er eilte zurück, um Bescheid zu geben. Sofort zerstreuten sich die Anwesenden und verbargen sich, so gut sie konnten. Peden selbst begab sich nach einer Felskluft, der Höhle von Garrickfells, und bald sagte ihm das Pferdegetrampel und das Waffengeklirr, dass die Verfolger nahe waren. Aber er saß in seiner Felskluft unbeweglich und sicher, und durch eine Öffnung sah er sie davon galoppieren, die keine Ahnung davon hatten, dass der, dessen Leben sie suchten, so nahe war.
Thomas Brooks – Kauft Wahrheit
Salomo fordert uns auf, die Wahrheit zu kaufen, aber er sagt uns nicht, was sie kostet, weil wir sie erwerben müssen, ob sie auch noch so teuer wäre. Wir müssen sie lieben, ob sie leuchtet oder brennt. Jedes Teilchen Wahrheit ist köstlich wie Goldstaub; wir müssen damit leben und dafür sterben. Wie Ruth zu Naemi sagte: „Wo du hingehst, da“ rc. (Ruth 1,16,17); so müssen begnadigte Seelen sagen: „Wo die Wahrheit hingeht, da will ich auch hingehen, wo sie bleibt, da bleibe ich auch.“ Ein Mensch kann ungehindert sein Haus, sein Land, seine Juwelen verkaufen; aber die Wahrheit ist ein Juwel, der alles übertrifft, und darf nicht verkauft werden; sie ist unser Erbe: „Deine Zeugnisse sind mein ewiges Erbe“ (Ps. 119,111). Sie ist ein Legat, welches unsere Vorväter mit ihrem Blute erkauft haben, und das sollte uns bereit machen, alles um ihretwillen darzulegen, damit wir mit dem reichen Kaufmann im Evangelio (Mt. 13,45) die köstlichste Perle erstehen, die mehr wert ist als Himmel und Erde, und mit welcher ein Mensch glücklich leben, im Frieden sterben und ewig herrschen kann.
Hugh Stowell – Gib mir Dein Herz
Kannst du Ihm etwas versagen, dessen Güte uns erschaffen hat, dessen Gunst uns erwählt, dessen Barmherzigkeit uns erlöst, dessen Weisheit uns bekehrt hat, dessen Gnade uns bewahrt, dessen Herrlichkeit uns verklären wird? O, wenn du erkennst, wer Der ist, der zu dir sagt: „Gib mir dein Herz,“ du würdest zu Ihm sagen, wie Petrus sagte, als Christus ihm die Füße waschen wollte (Joh. 13,9): „Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt;“ nicht mein Herz allein, sondern meinen ganzen Leib, und meine Gedanken, und meine Worte, und meine Werke, und meine Güter, und mein Leben; nimm alles, was Du mir gegeben hast… Wenn ihr mich fragt, warum ihr eure Herzen Gott geben solltet, so antworte ich nicht gleich den Jüngern, welche ausgingen, um die Eselin zu holen: „Der Herr bedarf sein“ (Mt. 21,3), sondern: „ihr bedürft seiner!“ Wenn jemals der Ausspruch wahr ist: Geben ist seliger, denn nehmen“ (Apg. 20, 35), so sind die seliger, welche ihre Herzen Gott geben, als die, welche Besitz von der Welt ergreifen. Henry Smith. Gib mir, mein Sohn, dein Herz.“ Aus zwei Gründen: 1. Weil, wenn das Herz nicht gegeben wird, nichts gegeben wird. Hos. 7,14; Mt. 15, 8.9.2. Wenn das Herz gegeben wird, so ist alles gegeben. 2 Chron. 30,13-20.
Luther – Über das 1. Gebot
Schon Monate sitze ich mit meinem Weibe und meinen Kindern über dem ersten Gebote und kann es nimmer recht erfassen und kann es nimmer recht ergründen, was für Wunder der Wahrheit und Weisheit Gottes darin. Ja, ich sehe nur an diesem Einen Gebote, wenn ich es recht bedenke, was für ein gottloser und abscheulicher Sünder ich bin, und wo Gott mir nicht in seinem Sohne alle meine Sünde gegen dies Eine Gebot vergeben, wäre ich schier verloren und müsste zur Hölle fahren.
Luther – An die Pfarrherren
Wie sollten sie nicht faul sein, wenn du schläfst und schweigst? Darum siehe darauf, Pfarrherr und Prediger! Unser Amt ist nun ein ander Ding worden; es ist nun Ernst und heilsam worden. Darum hat es nun viel mehr Mühe und Arbeit, Gefahr und Anfechtung, dazu wenig Lohn und Dank in der Welt; Christus aber will unser Lohn selbst sein, so wir treulich arbeiten. Das helfe uns der Vater aller Gnaden, dem sei Lob und Dank in Ewigkeit, durch Christum, unsern Herrn. Amen.
Johann Albrecht Bengel – Trübsal
Der Mensch, von Gott abgewendet, bleibt in sich und den Kreaturen. Wenn er nun die Hand Gottes fühlt, soll ihn dies treiben, das Angesicht Gottes zu suchen. Und, sollte Gott das Vertrauen beschämen? Freuen doch wir uns, wenn uns jemand, besonders ein Fremder, traut.
Die Trübsal mahnt zur Umkehr, zu Buße und Glauben. Keine trübselige Stunde ist vergeblich: entweder wirst du besser oder schlimmer.
Lass dich zum Glauben bringen: Er ist der Zweck der Trübsal, und zugleich der höchste Gottesdienst. Am Glauben liegt mehr, als an Gesundheit, Reichtum und Leben.
Johann Albrecht Bengel – Heimsuchung.
Die Welt ist ein Haus voll elender Lente. Viele fühlen ihr Elend nicht. Die es sehen, will Gott herunter zu sich ziehen. Ernstliches Gericht, das auf dem menschlichen Geschlechte liegt. Große Wohltat, die darunter verborgen ist! Gottes Wort und Werk geht auf eine Scheidung.
Johann Albrecht Bengel – Inneres Stillschweigen.
Ein großes Hindernis für die geistliche Wirkung und Mitteilung ist das unmäßige Tun des Menschen, von außen und von innen. Mit unserer eigenen Geschäftigkeit, wo man auch mit guten Dingen umgeht, mit dem Getöse der natürlichen Gedanken, Ausschweifungen, Affekte, Reden, halten wir manchmal dasjenige auf, was viel besser wäre.
Wir müssen nicht nur reden zu unserem Gott, sondern Ihm auch Raum lassen, wenn er uns etwas hören lassen, und uns antworten will. Da muss man nicht auf Wunderzeichen warten, oder meinen, es werde etwas erfolgen, das in die äußerlichen natürlichen Sinne fällt, sondern wenn eine Seele die Gnade Gottes sucht und sich mit seinem Lobe und mit Ihm selbst beschäftigt, so lässt Er sie seine Liebe durch einen tätigen Eindruck derselben vermerken; und diese ist dann eine wirkliche Antwort, welche bei einem gebührenden Stillschweigen am besten wahrgenommen wird.