William Booth – Wir glauben an das Heil

Es ist das Heil, das die Leiden, das Sterben und das Blut des Sohnes Gottes uns erworben haben.

Wir glauben, die Welt hat es nötig; das allein und nichts anderes kann sie zurechtbringen; es braucht dazu kein anderes Zaubermittel und nichts Neues. Wir gehen in den Fußspuren der alten Apostel. Der himmlischen Arznei andere Bestandteile beizumischen, ist nicht nötig. Verwunde, töte mit dem alten Schwert, gieße den alten Balsam hinein, und du wirst das alte Ergebnis sehen: Heil. Die Welt hat es nötig. Der schlechteste Mensch, der je herumgelaufen ist, kommt in den Himmel, wenn er es erhält, und der beste Mann, der je gelebt hat, geht zur Hölle, wenn er es nicht hat. O macht das weit und breit bekannt!

Schau her, die schlimmste Seite der Menschheit ist vielleicht ihre Knechtschaft, die Art, wie Teufel und dämonische Gewohnheiten sie regieren. 0 welch eisernes Joch! Frage die Trinker, Spieler, Diebe, Huren, Geizhälse, Vergnügungssüchtigen samt und sonders: Kann die Macht eurer Gewohnheiten nicht gebrochen werden? Können diese Feinde nicht ausgetrieben werden? Können solche Gutes tun, die ihr Leben lang gewohnt waren, Böses zu tun?‘ Frage noch eindringlicher: ,Können diese armen Geschöpfe, diese Gefangenen, nicht von der Gewohnheit des Sündigens zu einem heiligen Leben und einem siegreichen Sterben befreit und gerettet werden? Kann das jetzt geschehen?‘ Die verzweifelte Antwort aller wird sein: „Unmöglich!„ Auch die Scharen der Bekenntnischristen werden erwidern, sie fürchten, es sei unmöglich. Aber frage den Erlösten, und die Antwort wird sowohl in der Theorie, als auf Grund seiner Erfahrung sein, daß das Schlimmste und Schlechteste aufs Vollkommenste gerettet werden kann, denn alles ist möglich dem, der da glaubt.

Was nützt ein Arzt, der nicht heilen, ein Rettungsboot, das nicht zur Rettung ausfahren, und ein Armenpfleger, der nicht helfen kann? Was wäre der Wert eines Heilandes, der nicht gut, gnädig und stark genug wäre, den Bösesten und Verderbtesten zu retten, und zwar so hoch hinauf, als nötig ist, um ihn auf sicheren Boden zu stellen? Aber unser Heiland ist mächtig zu retten.

Friedrich von Bodelschwingh – Starker Trost im Leiden

Das Evangelium von der Witwe, die ihren einzigen Sohn zu Grabe trug, und von dem Heiland, der zu ihr sprach: „Weine nicht!“, und ihr den Toten wiedergab, erinnert uns an die dunklen Heimsuchungen Gottes und die Hiobswege seiner Kinder, noch viel mehr aber an die wunderbaren Liebesabsichten des Herrn und an die über alle Maßen wichtige Herrlichkeit (2.Kor. 4,17). Das Wort des Eliphas (Hiob 5,17): „Siehe, selig ist der Mensch, den Gott straft!“ ist ein goldener Lichtstrahl, aus der Wahrheit geboren, und eine kräftige Arznei für unsere angefochtene Seele. „Denn das eben ist die schwerste und höchste Anfechtung im Leiden,“ sagt Luther, „damit Gott zu Zeiten seine hohen Heiligen angreift, da des Menschen Herz nicht anders fühlt, als habe ihn Gott mit seiner Gnade verlassen und wolle sein nicht mehr, und er sich hinkehrt, sieht er nichts als Zorn und Schrecken.“ Für solche Zeiten braucht unser Herz Licht, das die Finsternis durchbricht und vertreibt.

O, daß wir alle lernten, von Menschen wegsehen und allein auf Gottes Hand und Herz blicken! Es ist dieselbe Hand, die verletzt und verbindet. Es ist dasselbe Herz, das sich erst so hart zu uns stellt und dann heilt, ja „heilet im Herzen die tödlichen Schmerzen, machet uns zeitlich und ewig gesund.“. Solche Erfahrung gibt Hoffnung für alle die Trübsalszeiten, so viel ihrer kommen werden, ja, einen getrosten, unverzagten Sinn, eine stille Zufriedenheit, und die selige Freude auf den Erntetag.

Friedrich von Bodelschwingh – Ein Wort für Leidende

Es kann keine Arznei bei einer Krankheit dauernd so wirksam sein, als die friedevolle Stimmung der Seele, die Vergebung glaubt und die Ruhe und Kraft gefunden hat gegen die Stimme der Leidenschaften, die den Glaubenslosen wie ein steuerloses Schiffchen auf dem Meere hin und hertreiben. Die durch den Geist Gottes beruhigte und befestigte Seele kann dem Andringen des Übels einen Widerstand entgegensetzen. Und wenn die Krankheit auch wirklich nicht weicht, sondern nach Gottes Willen bis ans Ende getragen werden muß, so darf sie dem Betroffenen keinerlei Schaden zufügen, sondern ihm nur zur Förderung dienen auf dem Wege zum ewigen Heil, wie die Sturmwinde, die das Schifflein nur schneller zum Hafen treiben. Innigere Gemeinschaft mit Jesus, kindlicher Glaube, reine Liebe zu ihm und zu den Leidensbrüdern, Freude an der Gemeinschaft seiner Leiden, Geduld in der Trübsal, selige Hoffnung des ewigen Lebens, Sterbenskraft und Sterbenslust: das sind schon hienieden selige Früchte solches von Gott aufgelegten Kreuzes, köstlicher als alle Freuden dieser Welt und ihre Schätze.

Friedrich von Bodelschwingh – Das neue Lied

Um uns her erwacht in tausend und aber tausend Formen und Farben die Frühlingsherrlichkeit der Erde. Dem empfänglichen Gemüt wird sie zur neuen Offenbarung Gottes. Von seiner Freiheit redet sie, die ohne Schranken wirken und gestalten kann, von seiner Herrschermacht redet sie, die aus dem Tode neues Leben schafft, von der ewigen Festigkeit seiner Liebesgedanken redet sie. So stimmt sie die Herzen auf den rechten Ton: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!

Aber dieses Singen von den Wundern Gottes hat für gläubige Christen noch einen anderen, tieferen Grund. Weil wir von Ostern herkommen und an den auferstandenen Heiland glauben dürfen, darum stehen wir täglich in der Frühlingszeit im Reich der Gnade. Doch wie wir immer aufs neue Augen und Herzen der Schönheit erschließen müssen, die sich draußen um uns her entfaltet, so müssen wir immer aufs neue zu erfassen suchen, was Christi Leben uns bedeutet. Wir verlieren so leicht unseren schönsten Schatz. Wir vergessen so schnell, was das Beste in der Welt ist. Darum ruft uns die Schrift mit eindringlichem Ernste zu: „Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten!“

Es gibt Klöster, deren Bewohner ewiges Schweigen gelobt haben. Wenn sie sich begegnen, dürfen sie sich nur mit Grabesstimme die beiden Worte zurufen: „memento mori“, d.h. „Gedenke daran, daß du sterben mußt!“ Wir, die in der österlichen Frühlingszeit leben, dürfen ein besseres Wort einander und uns selber immer wieder zurufen: Gedenke daran, da´du einen auferstandenen Heiland hast! Christi Auferstehung soll täglich unsere Freude sein. Darum: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!

Christoph Blumhardt – Nachfolge

Schon den Kindern prägt man von klein auf total falsche Begriffe ein. Da lehren wir unsere Kinder den Vers: „Weil ich Jesu Schäflein bin, führt er mich auf gute Weide.“ Ich sage: Nein! Weil du Jesu Schäflein bist, deswegen hast du Wolle, und die mußt du scheren lassen! Man hat die Schafe nicht wegen der Weide, sondern man hat sie wegen der Wolle! Wir sollten opponieren gegen alle die Sprüchlein und Verslein, die von frühester Jugend an unseren Kindern lauter Schmeicheleien ins Herz legen, daß kein Kind mehr daran denkt, daß es seine Haut lassen muß für den lieben Gott. Er soll immer geben, und keines denkt daran, daß es auch etwas zu leisten hat. Und doch steht das Wort des Herrn Jesus da, wie man sein Leben hergeben soll. Wir sollten schon zu unseren Kindern in der Wiege sagen: „Du Kind, du mußt sterben für den lieben Gott! Und wenn du etwas suchst für dich in deinem Leben, dann wehe dir!“

So sollen wir hinstehen; aber statt dessen sagen wir: „Der Herr segne dich,liebes Kind, und behüte dich auf deinen Wegen!“ Diesen weichlichen Sinn pflegen wir an unseren Kindern. Was Wunder, wenn sie dann so unverschämt sind gegen den lieben Gott und sie schließlich, wenn er nicht gleich hilft, ihm fluchen? Darum wollen wir es anders machen, und wenn wir auch ganz vereinsamt bleiben auf der Welt. Wir wollen ein Volk sein, das sein Leben in die Schanze schlägt, und dann werden wir es noch erleben, daß sich die Welt dreht.

Christoph Blumhardt – Jesus bleibt treu!

Er ist unser Christus geblieben bis auf den heutigen Tag. Auf uns aber fällt die Last, daß wir nicht die Treuen sind und die unaussprechliche Barmherzigkeit unseres Gottes nicht erkennen und nicht treu im Herzen bewahren. Ist man im Himmel warm und allezeit in voller Tätigkeit zu uns her, so ist man auf Erden vielfach kalt. Gott aber ist treu; und auch die Gerichte, die er über uns sendet, sind nur ein Zeichen seiner Treue; er will uns nicht gehen lassen, wir sollen nicht versinken. Jesus Christus bleibt treu bis ans Ende. Die Erde ist kalt und tot, der Himmel ist warm und lebendig; und es wird doch noch zu einem Sieg der Lebenswärme auf Erden kommen.

Hermann Bezzel – Vom rechten Heimweh

Zwar kennt auch das Heidentum ein Heimweh, aber nur nach verlorenen Gütern, während der Christ das Verlangen nach dem, was zukünftig ist, in sich trägt. Zwar geht durch die ganze Welt der Diesseitigkeit eine leise Unterklage, der Unterton des Wehs und des Kummers. Aber dieser Unterton klingt matt und müde in Selbstmitleid, in jener kraftlosen, Saatfeldern, ausgemergelten Selbstbedauerung. Christen dagegen haben ein Heimweh, das eine Lebenskraft in sich schließt, sie haben Stäbe in den Händen, um weiterzugehen, und diese Stäbe sind persönlich erlebte Gottesworte. Sie handeln nicht, wie man ihnen vorhält, mit leeren Begriffen, sie leben nicht, wie man ihnen nachsagt, mit allerlei Gedanken, die nicht aus Gottes Herzen, sondern aus der Menschen Köpfe kamen, sondern sie leben von erlebtem Leben und stehen unter der Obgewalt der größten Tatsache, daß mitten im Tode das Leben wohnt.

Frederic Bettex – Lebenskunst

Es gibt nur eine Lebenskunst, sterben zu können; dazu muß man das eigene Leben überwunden haben. Weiß ich gewiß, daß ich nichts bin und nichts habe, nichts weiß und nichts kann, so wandle ich froh im herrlichen Gefühl meiner Nichtigkeit und meines Gottes Allmacht. Denn die Wurzel aller Sorgen ist das „Ich“. Tue es aus der Sorge hinaus, so bist du ihrer auch ledig und kannst sprechen: Weil ich nichts bin, kann ich nicht untergehen; weil ich nichts habe, kann ich nichts verlieren; weil ich nichts weiß, kann ich nicht irren; weil ich nichts kann, sorge ich nicht um mein Tun. – Wer versteht’s?

Frederic Bettex – Glauben

Gleichviel, ob einer den Stoff oder die Naturkräfte oder die Intelligenz, die Wissenschaft oder „la gloire“, oder den Beruf, die Pflicht oder die Freiheit, die Humanität oder den Geldsack oder die Genußsucht ehrt, etwas muß jeder Mensch haben, was er höher achtet als sich selbst, vor dem er im ernsten Gottes- oder Götzendienst sich, seine Zeit, seine Kräfte, seine Gesundheit, sein Leben, ja seine Seele zum Opfer bringt, soll sein Leben nicht wertlos und nichtig ihm erscheinen.