Luther, Martin – Die Gabe Gottes

Die höchste Gnade und Gabe Gottes ist ein fromm, freundlich, gottfürchtlich und häuslich Gemahl haben, mit der du friedlich lebst, der du darfst all dein Gut und was du hast, ja deinen Leib und dein Leben anvertrauen.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Der Eltern heiliger Beruf

Die Eltern sind Gott ganz ähnlich in ihrem Amt gegen die Kinder, und ist uns in ihnen fein abgemalt das göttliche und väterliche Herz gegen uns. Denn in Vater und Mutter können wir spüren und erfahren, wie Gott gegen den Menschen gesinnt ist, darum er sich auch nicht schämt des väterlichen Namens; und gleichwie für uns Gott sorget, uns nähret, schützet und schirmet, lehret und unterweiset, also auch der Vater lehret das Kind, nähret es und versorget es. So könnte auch den Eltern das Kind nicht näher sein als es ist, nämlich Fleisch und Blut, ja die Natur seiner Eltern. Darum hat ein frommes Kind zu keiner Kreatur eine größere Zuversicht, als zu seinen Eltern, in welchen uns so trefflich fein abgemalet ist, wie Gott gegen uns und wir gegen ihn gesinnet sind.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Francke, August Hermann – Worauf es in der Erziehung ankommt

Die wahre Gemüthspflege geht auf den Willen und Verstand. Wo man nur auf eines unter beiden sein Absehen hat, ist nichts Gutes zu hoffen. Am meisten ist wohl daran gelegen, daß der natürliche Eigenwille gebrochen werde. Daher ist am allermeisten hierauf zu sehen. Wer nur deswegen die Jugend unterrichtet, daß er sie gelehrter mache, sieht zwar auf die Pflege des Verstandes, welches gut, aber nicht genug ist. Denn er vergißt das Beste, nämlich den Willen unter den Gehorsam zu bringen, und wird deswegen endlich finden, daß er ohne wahre Frucht gearbeitet. Hingegen muß auch der Verstand heilsame Lehre fassen, wann der Wille ohne Zwang folgen soll.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Francke, August Hermann – Die Rute

Einige sind der Meinung, man soll die Kinder bloß durch liebreiches Ermahnen zurechtbringen und wollen nicht gestatten, daß man sie mit der Rute oder etwa sonst scharf züchtigen solle, wenn die Worte nicht hinlänglich scheinen. Die Erfahrung ist aber hierinnen die beste Lehrmeisterin, daß man die Rute nicht gar von der Kinderzucht verbannen könne, zum wenigsten, wenn die Kinder schon verzärtelt, und so lange, bis sie sich selbst überwunden haben und ohne Zwang einer liebreichen Anführung folgen.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Zeller, Christian Heinrich – Fürbitte für die Kinder

Durch Gebet und Fürbitte können göttliche Einwirkungen vom Himmel auf die Kinder herabgezogen und dadurch Veränderungen in denselben bewirkt werden, die in keines Menschen Macht stehen. Denn Gebet und Fürbitte berühren das Herz des Herrn, wie die Hand jener Frau den Saum seines Kleids, daß eine Kraft von ihm ausgeht und auf die einströmt, die da bitten, wie auf die, für welche man Fürbitte tut. Solche Kraft und Wirkung des Gebets ist ein Geheimnis der Geisterwelt, das aber gläubigen Seelen nicht unbekannt ist. Unglaubliche Dinge werden dadurch auch in der Erziehung möglich gemacht. Viele Kinder fühlen es, ob ihr Lehrer im stillen für sie betet. Ihr Herz wird unsichtbar zu ihm gezogen in Liebe, Achtung und Dankbarkeit.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Geiler von Kaysersberg, Johannes – Die große Verantwortung

Es ist um einen jungen Menschen wie um ein neues Faß. Womit man es zum erstenmal füllt, darnach schmeckt es beständig. Füllest du es mit edlem Wein, das ist, lehrst du dein Kind in der Jugend alle guten Tugenden, so schmeckt es immer darnach, es gewöhnt sich an das Gute und tut es gerne, auch wenn es alt geworden ist. Ziehe darum dein Kind von frühe auf zu aller Ehrbarkeit, du brauchst dennoch Glück und schönes Wetter, damit es wohl gerate. Füllest du es aber mit wüsten Dingen, so schmeckt es ebenfalls immer darnach, man muß das Faß ausbrennen und ihm viel Leid antun, und dennoch vergeht ihm der üble Geschmack nie mehr ganz.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Luther, Martin – Arbeitsfleiß

Wer mit zeitlichen Sorgen umgeht, Scharren und Kratzen, und allein denken will, wie er hoch und reich werde, der beschwert das Herz, wie Christus sagt Luk. 21, 34, daß also die rechte Frucht erstickt, wie das Korn unter den Dornen. Arbeiten soll man, und ein jeder in seinem Beruf auf das fleißigste und emsigste sich halten, das ist geboten. Aber daß man so scharrt und geizt, wie jetzt die Welt tut und allein darauf beflissen ist, wie man viel Gulden und Taler sammle, reich und hoch emporkomme: Das sind die Dornen, die das Wort Gottes ersticken im Herzen, daß es nicht kann über sich wachsen noch Frucht bringen, denn man denkt nicht daran und läßt sich an anderem mehr gelegen sein.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Mit Gott!

Unser Leben ist gleich wie eine Schiffahrt. Denn gleich wie die Schiffleute vor sich haben den Port, nach und zu welchem sie ihre Fahrt richten, daß sie dahin gelangen möchten, da sie sicher aus aller Gefahr sind, also ist uns die Verheißung des ewigen Lebens auch geschehen, daß wir in derselben gleich wie in einem Port fein sanft und sicher ruhen sollen. Weil aber das Schiff, in dem wir geführt werden, schwach ist und gefährliche, ungestüme Winde, Wetter und Wellen auf uns einfallen wollen, so bedürfen wir eines verständigen Schiffmanns, damit das Schiff nicht an einer Steinklippe anstoße.

Nun ist unser Patron allein Gott, der das Schiff nicht allein lenken will, sondern auch kann regieren, auf daß, da es gleich von ungestümen Sturmwinden hin und her geweht wird, gleichwohl unversehrt an den Port kommen möge.

Der Weg zum Glück
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von Pfarrer Gustav Hofelich
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Claudius, Matthias – Etwas Festes

Etwas Festes muß der Mensch haben, daran er zu Anker liege, etwas, das nicht von ihm abhange, sondern davon er abhängt. Der Anker muß das Schiff halten; denn wenn das Schiff den Anker schleppt, so wird der Kurs mißlich, und Unglück ist nicht weit.

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von Pfarrer Gustav Hofelich
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Luther, Martin – Werktätiger Gottesdienst

Gott gebe, daß ein jeder seinen Nächsten dafür ansehe, wenn er ihm dient, daß es Gott sei gedient, so würde die ganze Welt voll Gottesdienst sein. Ein Knecht im Stall, eine Magd in der Küche, ein Knabe in der Schule, die wären eitel Gottesknechte und Gottesdiener, wenn sie solches mit Fleiß täten, was ihnen zu tun von Vater und Mutter, von Herren und Frauen im Hause aufgelegt wird. Also würde jeglich Haus eine rechte Kirche sein, darin nichts denn lauter Gottesdienst geübt werde.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München