Aurelius Augustinus – Vom Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit

Nur schwer läßt sich ein Name finden, der sich für eine so überragende Herrlichkeit ziemt, außer, man nennt diese Dreifaltigkeit besser den Einen Gott, von dem, durch den und zu dem alle Dinge sind. In diesem Sinn ist es Vater, Sohn und Heiliger Geist. Jeder einzelne von ihnen ist Gott und zugleich sind sie alle der Eine Gott. Jeder einzelne von ihnen besitzt das ganze göttliche Wesen, und zugleich haben sie alle ein Wesen. Der Vater ist weder Sohn noch Heiliger Geist, der Sohn ist weder Vater noch Heiliger Geist, der Heilige Geist ist weder Vater noch Sohn; sondern der Vater ist nur Vater, der Sohn ist nur Sohn, der Heilige Geist ist nur Heiliger Geist. Alle drei besitzen dieselbe Ewigkeit, Beständigkeit, Majestät und Macht. Im Vater ist die Einheit, im Sohn die Gleichheit, im Heiligen Geist die Eintracht von Einheit und Gleichheit. Die drei sind alle eins wegen des Vaters, […], sind alle gleich wegen des Sohnes, sind alle verbunden wegen des Heiligen Geistes.

Haben wir damit etwas gesagt, etwas geäußert, was Gottes würdig ist? Ja, ich fühle vielmehr nur, daß ich etwas sagen wollte; wenn ich aber gesprochen habe, so ist es nicht das, was ich sagen wollte. Das weiß ich daher, daß Gott unaussprechlich ist; ich habe aber gesprochen, als wäre es unaussprechlich. Darum kann man Gott nicht einmal unaussprechlich nennen, denn wenn man das sagt, so spricht man bereits etwas aus. So läuft es auf jenen Wortstreit hinaus, daß das Unaussprechliche – wenn man darunter versteht, was nicht gesagt werden kann – nicht unaussprechlich sei, weil man es „unaussprechlich“ nennen könne. Besser ist, sich vor diesem Wortstreit schweigend in acht zu nehmen, als ihn mit der Stimme zu entscheiden. Gott jedoch, über den nichts angemessen gesagt werden kann, hat erlaubt, daß ihm die menschliche Stimme gehorsam sei, und wollte, daß wir uns über unsere Worte zu seinem Lobe freuen. So kommt es, daß er Gott genannt wird.

Alkuin – Bekenntnis

Ich glaube an Dich von ganzem Herzen, o König des Himmels und des Erdkreises Herr; ich verehre Dich als Vater, Sohn und Geist, dreifach den Personen, einig dem Wesen nach. Du bist der wahre, allmächtige Gott, unkörperlich, unsichtbar und unbegrenzter Natur. Nichts ist über Dir oder unter Dir, was größer wäre, als Du. Du bist allerseits vollkommen ohne Mängel, groß ohne Ausdehnung, ewig ohne Zeit, bist Leben ohne Tod, stark ohne Schwäche, wahrhaftig ohne Trug. Du bist ohne Raum überall gegenwärtig, ohne Theilung überall ganz, ohne Regung erfüllest Du Alles, ohne Bewegung übersteigest Du Alles, ohne Ruhe bleibest Du in Allem, ohne Bedürfniß schaffest Du Alles, ohne Mühe regierest Du Alles. Keinen Anfang hast Du und machst doch aller Dinge Anfänge, keine Veränderung trifft Dich und bringst doch alle Veränderungen hervor. In Deiner Größe bist Du unendlich, in Deiner Kraft allmächtig, in Deiner Güte unerreichbar, in Deiner Weisheit unerforschlich. Gerecht zeigst Du Dich in Deinen Gerichten, geheimnißvoll in Deinen Gedanken, wahrhaftig in Worten, heilig in Werken, reich an Mitleid, geduldig gegen Fehlende, gnädig gegen Reuige. Du bist immer dasselbe ewige und endlose Wesen, das kein Wille wandelt und keine Notwendigkeit vernichtet, das von keinem Unglück niedergebeugt und von keinem Glück erhoben wird. Nicht trägt Dir Vergessenheit Etwas davon, nicht bringt Dir Gedächtniß Etwas wieder; das Vergangene entschwindet Dir nicht, die Zukunft zieht Dir nicht entgegen. Nicht diente Dir ein Ursprung zum Anfang, nicht die Zeit zum Wachsthum, kein Zufall kann Dir ein Ende setzen; sondern vor der Zeit, in der Zeit und nach der Zeit lebest Du in Ewigkeit, und es ist Dir beständiges Lob und ewiger Ruhm, unvergleichbare Gewalt und immerwährende Herrschaft bis in die endliche und unermüdliche und unermeßliche Ewigkeit Amen!