Johannes Mathesius – Du wirfst alle Gottlosen auf Erden weg wie Schlacken

Eine Schlacke ist ein loses, leeres Metall oder Unflat, darin nichts Gutes mehr ist. Also ein gottloser Mensch ist eine rechte taube Schlacke, darin nichts Gutes mehr von Gott, seinem Wort und Geist ist. Einen solchen gottlosen Menschen malet nun auch der heilige Geist in einer tauben Schlacke vor. Außen ist die Schlacke wohl glatt und gleißet bisweilen wie ein dunkel Glas, wie die Gottlosen auch ihre glatten Zungen und ihre gleißnerische Heuchelei haben. Aber daneben ist sie scharf, verletzt gern alle, die mit ihnen umgehen, wie Christus die Gottlosen Dörner und Wölfe nennt, vom Reißen, Ritzen und Stechen. Eine gottlose Stadt, darinnen keine Gottesfurcht, Wort, Gehorsam, Ehrbarkeit, Wahrheit und Redlichkeit mehr innen ist, die ist ein Haufe tauber Schlacken.

William Tyndale – Segen und Fluch

Seht, Gott hat für uns Segen und Fluch bereit. Wahrhaftig einen herrlichen und ewigen Segen, wenn wir für unseren Herrn und Heiland Verfolgung erleiden. Und einen ewigen Fluch: Wenn wir um eines kleinen Vergnügens willen uns der Zuchtrute Gottes entziehen, mit der er alle seine Kinder erziehen und nach seinem göttlichen Willen formen will, um sie vollkommen zu machen und zu geeigneten Gefäßen, die sich erfüllen lassen von Seiner Gnade und Seinem Heiligen Geist, damit sie die unendliche Barmherzigkeit voll begreifen, die uns in Christus geschenkt ist, die unzähligen Segnungen und das nicht in Worte zu fassende Erbe, zu dem wir berufen und auserwählt sind mit dem Siegel des Blutes Jesu Christi, der gelobt sei in Ewigkeit.

Jakob Gerhard Engels

Ich möchte so gerne rein und weiß sein. Aber der alte Mensch ist immer noch da! Das Fleisch gelüstet noch immer wider den Geist. Zu Zeiten regen sich die Lüste und Neigungen des Fleisches besonders mächtig. Man meint dann fast, es wäre noch schlimmer als in den Zeiten, wo man den Herrn noch nicht kannte. Es muß dies wohl mit zu unserer Zubereitung gehören. Ach, wann werden wir von dem Geschmeiß der Sünde nicht mehr angegangen werden?

Eduard von Pückler – Nicht-Sündigen

Jesus war, abgesehen von seiner Heiligkeit, viel zu vornehm, um zu sündigen. Und es ist etwas Unaussprechliches, sich in diese Vornehmheit hineinzubekehren. Es gibt nichts Vornehmeres, als nicht zu sündigen. Der Mensch ist von Natur greulich, und sich wegbekehren von der eigenen Scheußlichkeit in die vornehme, abgeschiedene Heiligkeit Gottes, in die Herrlichkeit seines Sohnes und dann bewahrt in ihr zu ruhen, das ist wahrhaftig groß.

Katharina Zell – Liebe zu den Geschwistern

Ich habe mich mit meines Mannes Willen und Wohlgefallen vieler Leute angenommen, für sie geredet und geschrieben, es seien die, so unserem lieben Doktor Martin Luther angehangen oder Zwinglin oder Schwenkfelden oder die armen Taufbrüder, reich und arm, weise und unweise, alle haben zu uns kommen dürfen. Was sind uns ihre Namen angegangen? Wir sind auch nit gezwungen gewesen, eines jeden Meinung oder Glaubens zu sein, sind aber schuldig gewesen, einem jeden Lieb, Dienst und Barmherzigkeit zu beweisen. So hat uns unser aller Meister Christus gelehrt.

Tommy Fallot – Wofür leben wir?

Am Anfang meines Lebens stellte ich mir vor, unser Ideal bestehe darin, viel zu tun. Als Pfarrer und als Vertreter und Anwalt des Volkes habe ich mit Leidenschaft in dieser Richtung gewirkt, bis ich plötzlich begriff, daß die Hauptsache nicht darin besteht, viel zu tun, sondern durch die Kraft Gottes sich bilden zu lassen. Seit ich mich so betrachte, gewinne ich von mir den Eindruck, als habe ich mein Werk verfehlt; von daher rührt ohne Zweifel mein tiefstes Leiden. Mein Ehrgeiz besteht darum einzig darin, vor meinem Heimgang selbst ein Werk Gottes zu werden. Ich fühle, daß es dazu eine vorbehaltlose Unterordnung und eine noch viel umfassendere Gewißheit der Vergebung Gottes braucht.

Sixtus Karl Kapff – Das Gebet

Das Gebet ist die Himmelfahrt des Geistes. Wie der Sohn Gottes sichtbar gen Himmel gefahren, so soll ein Kind Gottes täglich sich erheben dahin, wo er ist. Darum müssen wir austreten aus der Welt und dem, was in der Welt ist, uns emporschwingen über die Erde und auch ihren Staub von unsern Füßen schütteln. So entfesselt und frei kann der Geist aufsteigen zu seiner Heimat und sehen das Antlitz seines Vaters im Himmel. Aber nur im Sohn sehen wir den Vater; denn ohne den Sohn müssen wir sterben in unseren Sünden und zittern und beben vor dem Richter. Der Sohn allein ist der Weg zum Himmel und die Wahrheit und das Leben des Geistes. So ist zum Gebet das erste, daß wir Jesum Christum vor Augen und im Herzen haben. Das heißt beten: reden mit Jesu und durch ihn mit dem Vater, reden wie ein Kind über alles, was uns bewegt, über das Kleinste wie über das Größte, denn vor Gott ist nichts klein, das Kleine ist vor ihm groß und das Große klein.

Martin Boos – Gottes Gnade

Wenn Gott dem Hoffärtigen immer Gnade um Gnade gäbe, so wäre er gleich einem Wirte, der einem ohnehin schon Betrunkenen ein Maß Wein um das andere einschenkte. Aber Gott ist kein Wirt, er nimmt dem Hoffärtigen die alten Gaben ab, wenn er damit prahlt, und gibt ihm keine neuen.