Martin Luther – Taufe

Meine Taufe bleibt, gleichwie die Sonne allzeit bleibt. Falle ich in den Dreck, daß die Augen nicht sehen können, so bleibt doch die Sonne, und wenn ich die Augen gewaschen habe, sehe ich sie wieder. Wenn ich in einen Keller gehe, bleibt dennoch die Sonne; ich bin nur davon gegangen; gehe ich wieder heraus, so finde ich sie wieder.

Martin Luther – Ein so groß, herrlich Ding.

Die Taufe ist ein so groß, herrlich Ding, das nimmer genugsam auszusprechen noch zu begreifen ist, ja herrlicher denn der ganze Himmel und Erde. Denn daß die göttliche Majestät da gegenwärtig ist und daran ihr höchstes Werk tut, geschieht alles daher, daß Gott seinen Namen dahin setzt. Darum soll ich nicht die liebe Taufe verachten und lästern lassen, sondern sie hochheben und ehren, als ich Gottes Namen und Majestät schuldig bin zu ehren.

Ein jeglicher Christ hat sein Leben lang genug zu lernen und zu üben an der Taufe; denn er hat immerdar zu schaffen, daß er fertiglich glaube, was sie zusagt und bringt. Es ist so überschwenglich, daß, wenn’s die blöde Natur bedenkt, sollt sie zweifeln, ob es könnte wahr sein. Denn rechne du: wenn irgendein Arzt wäre, der die Kunst könnte, daß die Leute nicht stürben oder, ob sie gleich stürben, danach ewig lebten, wie würde die Welt mit Geld zuschneien und regnen, daß vor den Reichen niemand könnte zukommen! Nun wird hier in der Tauf jedermann umsonst vor die Tür gebracht ein solcher Schatz und Arznei, die den Tod verschlingt und alle Menschen beim Leben erhält.

Deute die Worte Christi, wie du willst, so haben wir, daß die Kinder sind zu Christo zu bringen und man ihnen nicht wehren soll. Und wenn sie zu ihm gebracht sind, so zwingt er uns zu glauben, daß er sie segne und ihnen das Himmelreich gebe. Nicht weniger will uns gebühren zu glauben, wenn sie zu ihm gebracht sind, daß er sie herze, seine Hand auf sie lege, sie segne und den Himmel gebe. Wer will dawider so kühn sein und die Kindlein nicht zur Taufe kommen lassen?

Luther, Martin – Die Gabe Gottes

Die höchste Gnade und Gabe Gottes ist ein fromm, freundlich, gottfürchtlich und häuslich Gemahl haben, mit der du friedlich lebst, der du darfst all dein Gut und was du hast, ja deinen Leib und dein Leben anvertrauen.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Der Eltern heiliger Beruf

Die Eltern sind Gott ganz ähnlich in ihrem Amt gegen die Kinder, und ist uns in ihnen fein abgemalt das göttliche und väterliche Herz gegen uns. Denn in Vater und Mutter können wir spüren und erfahren, wie Gott gegen den Menschen gesinnt ist, darum er sich auch nicht schämt des väterlichen Namens; und gleichwie für uns Gott sorget, uns nähret, schützet und schirmet, lehret und unterweiset, also auch der Vater lehret das Kind, nähret es und versorget es. So könnte auch den Eltern das Kind nicht näher sein als es ist, nämlich Fleisch und Blut, ja die Natur seiner Eltern. Darum hat ein frommes Kind zu keiner Kreatur eine größere Zuversicht, als zu seinen Eltern, in welchen uns so trefflich fein abgemalet ist, wie Gott gegen uns und wir gegen ihn gesinnet sind.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Luther, Martin – Arbeitsfleiß

Wer mit zeitlichen Sorgen umgeht, Scharren und Kratzen, und allein denken will, wie er hoch und reich werde, der beschwert das Herz, wie Christus sagt Luk. 21, 34, daß also die rechte Frucht erstickt, wie das Korn unter den Dornen. Arbeiten soll man, und ein jeder in seinem Beruf auf das fleißigste und emsigste sich halten, das ist geboten. Aber daß man so scharrt und geizt, wie jetzt die Welt tut und allein darauf beflissen ist, wie man viel Gulden und Taler sammle, reich und hoch emporkomme: Das sind die Dornen, die das Wort Gottes ersticken im Herzen, daß es nicht kann über sich wachsen noch Frucht bringen, denn man denkt nicht daran und läßt sich an anderem mehr gelegen sein.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Luther, Martin – Mit Gott!

Unser Leben ist gleich wie eine Schiffahrt. Denn gleich wie die Schiffleute vor sich haben den Port, nach und zu welchem sie ihre Fahrt richten, daß sie dahin gelangen möchten, da sie sicher aus aller Gefahr sind, also ist uns die Verheißung des ewigen Lebens auch geschehen, daß wir in derselben gleich wie in einem Port fein sanft und sicher ruhen sollen. Weil aber das Schiff, in dem wir geführt werden, schwach ist und gefährliche, ungestüme Winde, Wetter und Wellen auf uns einfallen wollen, so bedürfen wir eines verständigen Schiffmanns, damit das Schiff nicht an einer Steinklippe anstoße.

Nun ist unser Patron allein Gott, der das Schiff nicht allein lenken will, sondern auch kann regieren, auf daß, da es gleich von ungestümen Sturmwinden hin und her geweht wird, gleichwohl unversehrt an den Port kommen möge.

Der Weg zum Glück
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Luther, Martin – Werktätiger Gottesdienst

Gott gebe, daß ein jeder seinen Nächsten dafür ansehe, wenn er ihm dient, daß es Gott sei gedient, so würde die ganze Welt voll Gottesdienst sein. Ein Knecht im Stall, eine Magd in der Küche, ein Knabe in der Schule, die wären eitel Gottesknechte und Gottesdiener, wenn sie solches mit Fleiß täten, was ihnen zu tun von Vater und Mutter, von Herren und Frauen im Hause aufgelegt wird. Also würde jeglich Haus eine rechte Kirche sein, darin nichts denn lauter Gottesdienst geübt werde.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
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Luther, Martin – Im Kampf mit dem Tode

Wir sind alle zum Tode gefordert, und es wird keiner für den andern sterben, sondern jeder muß in eigener Person geharnischt und gerüstet sein, mit dem Tode zu kämpfen. Wir können wohl einer den andern trösten und zu Geduld, Streit und Kampf ermahnen, aber kämpfen und streiten können wir nicht für ihn, sondern es muß jeder selbst auf seine Schanze sehen und sich mit den Feinden, dem Teufel und dem Tode messen, allein mit ihm im Kampf liegen.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Luther, Martin – Böse Gedanken

Wie man nicht wehren kann, daß einem die Vögel nicht über den Kopf herfliegen, aber wohl, daß sie nicht auf dem Kopfe nisten, so kann man auch bösen Gedanken nicht wehren, aber wohl, daß sie nicht in uns einwurzeln und böse Taten hervorbringen.

Der Weg zum Glück
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Luther, Martin – Das Erste und das Letzte

Es ist gut, daß man frühmorgens lasse das Gebet das erste und des Abends das letzte Werk sein, und hüte sich mit Fleiß vor diesen falschen und betrügerischen Gedanken, die da sagen: harre ein wenig, über eine Stunde will ich beten, ich muß dies oder das zuvor verfertigen; denn mit solchen Gedanken kommt man dem Gebet in die Geschäfte; die halten und umfangen dann einen, daß aus dem Gebet des Tags nichts wird.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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