Gib mir einen großen Gedanken, daß ich davon lebe! — Das sei unsere Bitte. Welch erbärmliche Gedanken beherrschen oft unsere Seele! Wenn uns so viele kleine Gedanken kommen: Neid, Mißgunst u. a., dann wollen wir daran denken, daß Er uns zu Königen gemacht hat.
Hermann Bezzel – Christus: Das Wort
Wir haben das Wort in Wörter zerlegt, und unsre Jahre fahren dahin wie ein Geschwätz. Aber Er hat wieder alle Wörter hinausgetan aus dieser wörterreichen und doch so wortarmen Welt. Er, der Prophet, hat das Wort gesprochen und gelehrt. Und Er lehrt sich selbst.
Der geschriebene Christus wird durch den lebendigen Christus erläutert.
Hermann Bezzel – Der Gang zum Abendmahl
Ich gehe bei jedem Altar zum heiligen Abendmahl, wenn dasselbe nach der lutherischen Lehre verwaltet wird.
Ich würde an einen Altar, wo auch der Geistliche ein ausgesprochener Lutheraner ist, nicht gehen, wenn die publica doctrina, die öffentlich in der Welt bekannte Lehre, nicht die meiner Kirche ist.
Jeder Sakramentsgang, wie er das Wiedererleben der Verratsnacht ist, so ist er auch das Vordeuten der großen, ewigen Osterfreude, des Daheimseins bei dem Herrn.
Die Treue gegen das heilige Abendmahl, die Treue gegen diese große Stiftung des erbarmungsreichen Herrn, der in der Nacht des Verrats seine Liebe aufs höchste steigen ließ, der, als wir ihm mit schnödem Undank lohnten, sein Herz uns erschloß, die Treue gegen das Sakrament des Altars ist die Treue gegen die Kirche.
Hermann Bezzel – Die Kraft der Taufe
Meine Taufe freut mich mehr als alle Reichtümer und ist mir werter als mein natürliches Leben.
Laßt uns alle in die Taufgnade zurückkehren, in die wir uns hüllen wollen, wenn es zum Sterben geht, in der wir uns finden lassen wollen, wenn alles uns verläßt, mit der wir uns trösten wollen, wenn kein Trost mehr verfängt!
Die Taufe muß erlebt werden, sonst hat sie keine Kraft. Was du erfahren hast, ehe du recht erfassen konntest, das muß innerlich erlebt werden.
Hermann Bezzel – Gott tut den ersten Schritt
Es geschieht der erste Schritt des Glaubens nie von unten nach oben, sondern immer von oben nach unten: „Es bricht mir das Herz über dir, daß ich mich dein erbarmen muß.“
Der Glaube ist die große Freundlichkeit der Gottessonne, mit der sie alles, was zur Sonne will, hervorlockt.
Wer ein Kind Gottes ist, in dem legt der Heilige Geist die Arbeit nicht nieder, bis er sie vollbracht hat, bis alle Schatten der Sünde, alle Unregelmäßigkeiten in den Zügen des Christenlebens hinweggetan sein werden.
Hermann Bezzel – Der Kirche Fundament
„Allein aus Gnaden!“ — das ist der Artikel, von dem man nicht weichen kann, mit dem die Kirche steht und fällt, den unsere Kirche geradezu den Kern der Frucht heißt. Es ist dieser Artikel der Grund, auf dem unsere ganze Kirche steht. Man kann ihr alles nehmen, wenn nur der Artikel bleibt, dem alle anderen sich unterstellen müssen: „Allein aus Gnaden, allein durch Christum!“
Der Heilige Geist will uns als einzige Wahrheit in das Herz geben, welch ein Reichtum es sei, mit Jesu eins zu werden.
Hermann Bezzel – Der Kirche Zukunft
Sein Reich kommt, und zwar von ihm selbst. Es ist nicht wahr, daß es in der Kirche Jesu Christi abwärts geht; es geht immer vorwärts. Es ist nicht wahr, daß die letzten Zeiten Zeiten des Niedergangs von Jesu Reich und Wesen seien, sondern sein Reich geht immer aufwärts.
Hermann Bezzel – Auf verlorenem Posten?
Auf scheinbar verlorenem Posten steht unsere Kirche. Es würde ihr ein wesentliches Stück ihrer Beglaubigung fehlen, wenn sie nicht mit ihrem Herrn die Schmach tragen würde und nicht Angst und Gefahren von dem zu Lehen empfinge, der in Angst des Todes vollendet war.
Hermann Bezzel: Der Schatz der Kirche
Was macht mir meine Kirche so teuer, die Kirche, von der die meisten gar nicht wissen, was sie eigentlich ist? Weil der Heilige Geist in ihr wohnt, weil keine Kirche so einfach zum Worte steht, so herzlich singt, so treulich betet, so einfach leidet, so selbstverständlich verzichtet, so kindlich hofft und so männlich kämpft wie meine Kirche.
Hermann Bezzel – Die eine Herde
Wie alle Blumen, ob leuchtend oder schlicht, nach der Sonne schönem Licht sich bemühen und alle Rinnsale und Quellen zu dem einen Meer eilen, so sollen und wollen alle Christenleute, auf allerlei Weise tätig, auf Grund der empfangenen allgemeinen Gnade einer Herde und einem Hirten angehören, der wahrlich auch außerhalb der Grenzen Roms, aber auch nicht nur innerhalb der Mauern Wittenbergs und Genfs die Seinen herrlich weidet.