Sie ist vor allem ein Gnadengeschenk Gottes. Wer in Gott eingekehrt ist und erfüllt wird mit dem Heiligen Geist, der bekommt dieses Kleinod als eine Frucht des Geistes. Das geschieht durch wahre Buße. Wo die ist, da bereut man gründlich seine Sünden und erkennt seine Unreinigkeit und verborgene Bosheit, ja das ganze Verderben seines Herzens. Ein Mensch, der solche Selbsterkenntnis hat, der unterwirft sich seinem Gott. Er ist willig, allem zu entsagen, damit er Gott findet. Hier wird der böse Geist des Hochmuts überwunden und die Demut geboren. In der Seele entsteht ein großes Hungern und Dürsten nach dieser Gnade. Die Demut kann von Gott nicht lassen. Man muß also Gott inbrünstig lieben, dann begnadigt er uns mit dieser Gabe. Ein alter Heiliger hat gesagt: „Die Liebe ist die Mutter der Demut, und je mehr diese Liebe Gottes in uns zunimmt, desto größer wird der heilige Haß unserer selbst in uns; denn nun lehrt uns diese, wie unrecht wir uns bisher geliebt haben, und wie in Zukunft wir uns lieben sollen. Denn nur dann lieben wir uns echt und wahrhaftig, wenn wir uns vor dem hohen Gott erniedrigen und demütigen.“