Ambrosius – Behutsamkeit im Reden

Ist einer im Reden behutsam, so wird er milde, sanft und bescheiden. Wenn er nämlich seinen Mund hällt und seine Zunge wahrt und nicht redet, bevor er nicht seine Worte geprüft hat und überschlagen und abgewogen, ob dies zu sagen sei, ob es diesem gegenüber zu sagen sei, ob es der rechte Zeitpunkt zu solcher Rede sei, so übt er in der Tat Bescheidenheit, Sanftmut und Geduld. Er wird nicht aus Ungehaltenheit und Zorn in Worte ausbrechen, wird in seinen Aussprüchen keinerlei Leidenschaft verraten und wird nicht merken lassen, daß die Glut sinnlicher Lust in seiner Rede lodert, und daß seine Äußerungen den Stachel des Jähzorns bergen. Schließlich soll die Rede nicht, statt eine Empfehlung für die innere Gesinnung zu sein, eine sittliche Blöße aufdecken und verraten.