Bernhard von Clairvaux – Leeres Geschwätz

Niemand verbringe die kostbare Zeit mit leerem Geschwätz. Das Wort fliegt und läßt sich nicht zurückrufen, die Zeit fliegt und kommt nie wieder. Ein Thor bedenkt nicht, was er verliert. Wir wollen plaudern, sagt man, bis die Stunde vorüber ist. Also bis die Stunde vergeht, welche dir der erbarmungsvolle Schöpfer noch schenkt, damit du Buße thun, Gnade finden und zur Seligkeit gelangen mögest; bis die Zeit vorübereilt, in welcher du Gottes Liebe gewinnen, zur Gemeinschaft der Engel fortschreiten, nach dem verlornen Erbtheil seufzen, den schlaffen Willen anspannen und das begangene Unrecht beweinen solltest! Siehst du denn, daß Landleute, wenn günstiges Wetter zum Säen ist, oder Winzer, wenn es noth ist, den Wein zu beschneiden, sich noch freuen, wenn sie den Tag in Sorglosigkeit verbracht haben? Siehst du, daß Krämer, wenn der Jahrmarkt bevorsteht, die Hände in den Schooß legen? Suchen arme Bettler, wenn Almosen vertheilt wird, etwa nach Winkeln in den Straßen, um sich zu verstecken? Und wenn es nur damit sein Bewenden hätte, daß die Zeit des Lebens verloren ginge; aber Viele verlieren damit das Leben selbst, und nicht bloß dieß, sie rauben es auch ihren Brüdern.