Was ist es, sprechen Manche, daß wir, obwohl wir immerdar beten, doch keine Frucht unseres Gebetes sehen? Wie wir hinzutreten, so kommen wir wieder, Niemand antwortet uns ein Wort, Niemand schenkt uns Etwas, vergeblich scheinen wir gearbeitet zu haben. Was spricht aber der Herr im Evangelio? Richtet nicht, sagt er, nach dem Augenscheine, sondern richtet ein gerechtes Gericht! Was ist aber das gerechte Gericht anders, als ein Gericht des Glaubens? So folge denn dem Gerichte des Glaubens, und nicht deiner Erfahrung. Der Glaube ist wahrhaftig, die Erfahrung trügt. Die Wahrheit des Glaubens liegt aber in dem Worte des Sohnes Gottes: Alles, was ihr bittet in eurem Gebete, glaubet nur, daß ihr es empfangen werdet, so wird es euch werden. Darum achte Keiner sein Gebet gering; denn der, zu dem wir beten, achtet es nicht gering. Bevor es noch unserm Munde entströmt, läßt er es schon in sein Buch verzeichnen, und auf Eins von beiden können wir sicher hoffen: Entweder wird uns zu Theil, was wir bitten, oder es wird uns etwas Besseres gegeben. So schenkt auch der leibliche Vater dem Kinde, das nach Brod verlangt, solches gern; will es aber ein Messer dazu, so widersteht er, und bricht ihm entweder selbst das Brod, oder läßt es ihm von Andern brechen, um es der Gefahr und Mühe zu überheben.