Bernhard von Clairvaux – Unsere Werke

Keineswegs vergehen unsere Werke, wie es scheint, sondern als ein zeitlicher Saame werden sie gestreut, um in der Ewigkeit auszugehen. Staunen wird der Thor, wenn er aus dieser geringen Saat eine große Ernte wird erstehen sehen. Man säet immerfort, ohne es zu wissen; man säet, wenn man schon sein Unrecht verbirgt, seine eiteln Absichten verhehlt, in der Finsterniß Werke der Finsterniß vollbringt. Wände decken mich von allen Seiten, spricht man, wer sieht mich? Ein Mensch sieht dich freilich nicht; aber böse Engel sehen dich, gute Engel sehen dich, Gott sieht dich. Es sieht dich der Ankläger, es sieht dich eine Menge von Zeugen, es sieht dich der Richter, vor dessen Augen zu sündigen ebenso unbesonnen, als in dessen Hände zu fallen erschrecklich ist. Darum sei nicht sicher; es ist ein Hinterhalt verborgen, vor dem du dich nicht verbergen kannst. Der das Ohr gepflanzt hat, hort, der das Auge geschaffen hat, sieht. Die Strahlen dieser Sonne brechen sich an keiner Mauer von Stein, auch die Wände des Körpers können ihren Blick nicht hemmen. Bloß ist alles vor den Augen der Wahrheit und schärfer ist sie, denn kein zweischneidiges Schwert. Nichts ist verborgen, das nicht offenbar werde, noch heimlich, das man nicht wissen werde.