Ist schon der Wille geändert, das Fleisch bezwungen, die böse Quelle gleichsam vertrocknet, so muß doch das Gedächtniß noch rein werden. Wie soll aber mein Leben aus dem Gedächtniß weichen? Das dünne und zarte Blatt desselben hat so schwarze Tinte eingesogen, es ist durch und durch befleckt, nicht bloß auf der Oberfläche. Alles Kratzen ist vergeblich; eher zerschneide ich das Blatt, als ich die bösen Buchstaben vertilgen kann. Welches Messer ist nun geeignet, die Flecken zu beseitigen und das Gedächtniß dennoch zu erhalten? Kein anderes als das lebendige und kräftige Wort, schärser denn kein zweischneidiges Schwert: Dir sind deine Sünden vergeben! Mag der Pharisäer murren und sprechen: Wer kann Sünden vergeben, denn allein Gott? Der zu mir dieß spricht, ist ja Gott. Seine Huld vertilgt alle Sünden; nicht zwar, daß sie vergessen würden, wohl aber, daß sie das Gedächtniß nicht mehr beschmutzen. Denn nimm das Verdammliche hinweg, nimm Furcht und Schrecken hinweg, was durch die Vergebung geschieht; und die begangenen Sünden werden dir nicht blos nicht schaden, sondern selbst zum Besten dienen, da sie dich zum innigsten Danke gegen den mahnen, der sie dir verziehen hat.