Bernhard von Clairvaux – Nachfolge

Wer auch im Geiste wandelt, schreitet doch nicht immer mit gleicher Leichtigkeit fort. Denn der Weg des Menschen steht nicht in seiner Macht, sondern der Geist Gottes giebt ihm die Richtung. So kommt es, daß er bald langsamer, bald schneller vergißt, was dahinten ist, und sich streckt nach dem, was vor ihm liegt. Merkst du nun aber, daß du schlaff und der geistlichen Frische beraubt bist, so verzweifle deshalb nicht, sondern suche die Hand des Herrn, bis er durch neue Gnadenströme deine sinkenden Kräfte aufrichtet. Ist die Bitte erhört, so freue dich, aber bedenke wiederum, daß du kein Recht auf den steten Besitz solcher Gabe hast, damit du nicht von Neuem verzagest, wenn sie dir entzogen wird. Demnach wirst du weise sein, wenn du am guten Tage des bösen, und am bösen des guten nicht vergissest. Fühlst du dich kräftig, so werde nicht sicher, sondern rufe Gott an, und sprich: Wenn ich schwach werde, verlaß mich nicht; bist du von Anfechtungen umgeben, so sei getrost und sprich: Ziehe mich Dir nach!