Bernhard von Clairvaux – Das Gebet

Das Gebet darf nicht ängstlich und schüchtern, nicht matt und lau, am wenigsten aber frech und anmaßend sein. Ein ängstliches Gebet dringt nicht zum Himmel ein, die übermäßige Furcht hält die Seele darnieder, sie kann nicht steigen, ja nicht einmal schreiten. Ein laues Gebet versucht wohl die Erhebung, fällt aber bald wieder zurück. Ein freches Gebet erhebt sich hoch, wird aber tief herabgeworfen; es erlangt keine Gnade, sondern häuft neue Schuld. Nur das gläubige, demüthige und innige Gebet dringt ohne allen Zweifel in den Himmel ein, und kann nicht leer von da wiederkommen.